Mähroboter verletzen immer mehr Igel – Forscher entwickeln Sicherheitstest

In Deutschland werden immer mehr Mähroboter eingesetzt. Dadurch wächst auch die Gefahr für Igel. Forschungsteams wollen das Problem beheben.

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Begegnungstest zwischen einem Mähroboter und einem Igel in Dunkelheit.

(Bild: Sophie Lund Rasmussen, Bettina Thuland Schrøder et al.)

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Immer mehr Igel werden von elektrischen Gartengeräten verletzt, insbesondere von Mährobotern. Daher haben Forschende des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung einen Sicherheitstest für die automatischen Rasenmäher entwickelt. Anhand eines Sicherheitsprotokolls könnten verschiedene Mähroboter-Modelle nach der von ihnen ausgehenden Gefahr für Igel eingeordnet werden, heißt es vom Leipniz-IZW.

In drei Forschungsarbeiten haben die Forschenden untersucht, wie Igel auf Mähroboter reagieren, welche Verletzungen sie erleiden und wie diese vermieden werden könnten. Dafür hat ein Forschungsteam 370 in Deutschland dokumentierte Fälle von Schnittverletzungen an Igeln analysiert, die auf elektrische Gartenpflegegeräte zurückzuführen sind. Knapp die Hälfte der zwischen Juni 2022 und September 2023 aufgefundenen Igel überlebte die Verletzungen nicht.

"Die Auswertung der 370 Fälle zeigte, dass es keine Wochentage gibt, an denen Igel besonders selten oder besonders häufig Schnittverletzungen erleiden", sagte Dr. Anne Berger vom Leibniz-IZW, die die Sammlung der Fälle wissenschaftlich leitet. Dies sei ein Hinweis darauf, dass oft Mähroboter diese Verletzungen verursachen. Wegen ihrer geringen Geräuschentwicklung seien sie die einzigen Geräte, die legal auch sonntags benutzt werden dürfen.

Frühere wissenschaftliche Untersuchungen hätten bereits gezeigt, dass Mähroboter kleine Tiere wie Igel nicht erkennen können und meist gravierende Verletzungen verursachen. Entscheidend sei also unter anderem, wie die Igel selbst auf die Mähroboter reagieren. "Igel sind zwar scheu und leben für uns versteckt, sind aber oft auch neugierig. Dies wollten wir genauer untersuchen und führten Experimente mit insgesamt 50 Igeln und einem Mähroboter durch, dem die Schneidemesser entfernt wurden und die an keiner Stelle in direkten Kontakt mit den Igeln kamen", sagt Sophie Lund Rasmussen von WildCRU, der University of Oxford und der Aalborg University.

Die Forschenden untersuchten auch, wie 19 handelsübliche Mähroboter auf Igel-Kadaver reagierten. Daraus ergab sich, dass einige Modelle Igel verletzen können, andere unschädlich seien. Abgesehen von einem einzigen Vorfall mussten allerdings alle Mähroboter die Igel-Kadaver physisch berühren, um sie zu entdecken. Kleinere Igel erwiesen sich als erheblich gefährdeter als größere und ausgewachsene Tiere. Zudem sind jüngere und damit kleinere Igel neugieriger als erwachsene.

Auf Grundlage dieser und weiterer Erkenntnisse aus den Tests entwickelten die Forschenden ein Testprotokoll, das es ermöglichen soll, ein Gerät hinsichtlich seiner Verletzungsgefahr für Igel einzuordnen. Darin beschreiben sie unter anderem, dass die Igel imitierenden "Crash Test Dummies" in zwei Größen angewendet werden sollten. Je Größe sollten auf einem standardisierten Areal 60 Versuche mit einem Mähroboter-Modell durchgeführt werden.

Das Forschungsteam plädiert dafür, ein solches Testprotokoll auf europäischer Ebene durch das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) verpflichtend einzuführen und die Verbraucher aufzuklären. Wichtig sei auch ein Verbot, Mähroboter nachts zu betreiben. Für Igel seien diese nächtlichen und vom Menschen unbeaufsichtigten Einsätze besonders gefährlich, denn sie seien nachtaktiv und liefen vor Gefahren nicht davon, sondern bleiben möglichst ruhig stehen. Werden sie von den Robotern überrollt und verletzt, suchen sie – wenn sie es noch können – lautlos den Schutz von Hecken und Gebüsch, um nicht anderen Raubtieren aufzufallen. Auch leichte Schnittverletzungen könnten im späteren Verlauf beispielsweise durch Entzündungen tödlich sein.

(anw)